Abschlussveranstaltung „Neue Perspektiven gewinnen“

13./14. Juni 2016 im „Hamburger Bahnhof“

Ab März 2015 veranstaltete Förderband e. V., Kulturinitiative Berlin, gemeinsam mit ausgewählten Museen eine Serie von museumsfachlichen Workshops zu Barrierefreiheit und Inklusion. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Vermittlung von Kunst und Kultur für Menschen mit Sinneseinschränkungen. In den Workshops tauschten sich Experten mit und ohne Behinderungen aus und lernten voneinander. Die inhaltlichen Schwerpunkte förderten das Verständnis für die unterschiedlichen Wahrnehmungswelten von blinden und sehbehinderten, gehörlosen und schwerhörigen Besuchern sowie von Menschen mit kognitiven Einschränkungen und Aufmerksamkeits- und Konzentrationsproblemen. Die zweitägige Abschlussveranstaltung im „Hamburger Bahnhof“, bei der sich alle Akteure sowie Gäste aus dem In- und Ausland versammelten, stellte den Höhepunkt des von der Aktion Mensch geförderten Projekts dar. Die Leitfrage lautete:

Neue Perspektiven und nun?
Umsetzungsstrategien für ein inklusives Museum

Ursula Voßwinkel von konzept barrierefrei, selbst Referentin im Workshop „besondere Zielgruppen erreichen“, gibt in diesem Dossier ihre Eindrücke von der Abschlussveranstaltung wieder. (siehe auch Dossier vom März 2016)

Montag, 13.6.

Nach der Begrüßung durch Imke Baumann von Förderband e. V. erfolgte der Rückblick auf ein intensives Projektjahr. Ganz bewusst wurden die beteiligten Museen bereits in die Vorbereitung der Workshops einbezogen. Sie formulierten Anforderungen und entwickelten eigene Projektideen. So konnten die Inhalte ganz konkret auf ihre Interessenlage zugeschnitten werden. Das Ziel ist, die vorhandenen Ausstellungen im Museum vor allem Menschen mit Sinneseinschränkungen zugänglich zu machen und die barrierefreie Kommunikation zu verbessern. Deshalb waren in die Workshops neben Museumsmitarbeitern auch Vertreter aus Verbänden, Schulen sowie Experten mit Behinderungen integriert.

Einige Beispiele wurden an diesem Vormittag stellvertretend für viele Workshops präsentiert:

Das Deutsche Historische Museum hatte z. B. eine multimediale Station mit Tastmodellen innerhalb der Dauerausstellung realisiert. Das Ziel war, das unterschiedliche Lebensgefühl der BRD und der DDR in einer vergleichbaren Zeitspanne stärker zu versinnbildlichen. Eine Säule und ein Grenzzaun stellten die beiden Staaten dar, die mit multimedialen Elementen bestückt wurden. Über sensorgesteuerte Lösungen in Schrift, Ton, Bild, Braillezeile und in Audiodeskription wurden Informationen für die verschiedenen Bedürfnisse der Besucher bereitgestellt. Auf der einen Seite der Säule ist ein Trabbi, auf der anderen ein VW Käfer als Model zu ertasten. Auch eine typische Wohnungseinrichtung jener Zeit lässt sich sinnlich erfahren. Daran haben nicht nur Menschen mit Sinneseinschränkungen, sondern alle Besucher Spaß. Bei der Erstellung der Medien wirkten Menschen mit Behinderungen mit, die von Beginn an auch in den Workshops dabei waren. Das Deutsche Historische Museum bietet auf seiner Website auch Gebärdensprachvideos und Inhalte in leichter Sprache an.

Die Stiftung Stadtmuseum stellte ihr Projekt Nikolaikirche vor. Dort war man ähnlich vorgegangen. Im Workshop fanden Vertreter des Museums wie Kurator, Archivar, Marketingverantwortliche sowie Experten mit Behinderungen oder Vertreter aus Verbänden zusammen. Die Nikolaikirche ist baulich bereits für Besucher mit Mobilitätseinschränkungen gut zugänglich. Im wahrsten Sinne des Wortes tastete man sich im Workshop mit blinden Experten an die Aufgabe heran und realisierte verschiedene Exponate zur besseren sinnlichen Vermittlung. So entstand für blinde Besucher z. B. ein Tastmodell, mit dem sie den Grundriss der Kirche erfahren können und so eine bessere Vorstellung von der Architektur des Bauwerks erhalten. Mit verschiedenen Techniken wurden sogenannte multimedialen Stationen entwickelt, die Inhalte für alle Besuchergruppen über hören, sehen, erfahren und fühlen zugänglich machen. Die Mediennutzung erfolgt über sensorgesteuerte Lösungen, damit die Inhalte wie Audiodeskription, Gebärdensprache, Texte in Deutsch und Englisch mit Vorlesefunktion oder in leichter Sprache abgerufen werden können.

Das Deutsche Technikmuseum und die Stiftung Schlösser und Gärten wiederum berichteten von Workshops, in denen Besucherbetreuer für Menschen mit Sinneseinschränkungen sensibilisiert und geschult wurden. Der persönliche Service im Museum ist für Menschen mit Behinderungen besonders wichtig. Er beginnt bereits im Empfangsbereich, setzt sich in der Ausstellung fort und schließt auch den Verkaufsbereich und das Café ein. Die beiden Vertreterinnen der Museen berichteten u. a. über ihre Erfahrungen mit gehörlosen Teilnehmern des Workshops. Ihre kommunikativen Eigenheiten sind besonders schwer zu erkennen und einzuordnen. Das führt zu vielen Missverständnissen und Berührungsängsten. Diese Scheu abzubauen bzw. erst gar nicht aufkommen zu lassen, war Grundansatz des Sensibilisierungsworkshops und ging den konkreten Anleitungen zu Gebärden und Gebärdensprache voraus. Neben einer neu gewonnenen Offenheit erlernten die Teilnehmer viele Möglichkeiten der nonverbalen Kommunikation, übten einige Gebärden und hatten dabei auch viel Spaß.

Im Schloss Sanssouci wurde ein Workshop gemeinsam mit der GETEQ, mit Museumsvertretern und Teilnehmern der Lebenshilfe Berlin und des ABSV. e. V. durchgeführt. Es ging um die Sensibilisierung für das Thema Besucher mit Lernschwierigkeiten im Sinne der Inklusion. Die GETEQ überprüft Wohnheime und Behörden, Kulturinstitutionen und öffentliche Freizeiteinrichtungen in Bezug auf Teilhabeorientierung und Barrieren. Prüfer sind Festangestellte mit Lernschwierigkeiten, die Probanden mit kognitiven Einschränkungen auf Augenhöhe interviewen können. Sie werden auch bei der Überprüfung von Texten in leichter Sprache hinzugezogen.

Beim Workshop bildeten die Vertreter der GETEQ mit den Museumsmitarbeitern gemischte Teams und bewerteten in ihren Rundgängen Einrichtungen, Schautafeln und Beschriftungen. Ihre Wahrnehmungsweise führte zu vielen Erkenntnissen und wichtigen Vorschlägen für eine bessere Teilhabe. Menschen mit Lernschwierigkeiten erfahren in kulturellen Einrichtungen allgemein zu wenig Wertschätzung. Das soll sich ändern, denn Informationsvermittlung in leichter Sprache ist auch für andere kognitiv eingeschränkte Besucher von großem Vorteil.

Im Alten Museum lag der Schwerpunkt auf der inklusiven Kunstvermittlung für Kinder und Jugendliche. Daran nahmen viele Experten aus dem Bereich Museumspädagogik, Führung und des Vereins Integrationsprojekt teil. Die Teilnehmer führten diverse Selbstversuche mit Rollstühlen, Ohrstöpseln, Augenbinden, Brillen usw. durch, um die Wirkung verschiedener Einschränkungen zu testen. Beim anschließenden Erfahrungsaustausch berichteten sie von der überraschenden Erfahrung, dass eine Hörbehinderung isolierend, aber in Bezug auf die Ausstellungsrezeption auch konzentrationsfördernd wirken kann, oder von den Sichtproblemen auf Exponate und Schilder aus der Perspektive des Rollstuhlfahrers. Die Perspektive einmal zu wechseln, sensibilisierte alle ungemein und gab viele Anregungen bei der Umsetzung kreativer Lösungen zur Überwindung realer Barrieren.

In einem weiteren Workshop arbeitete eine Künstlerin und Kunstvermittlerin, die in New York und Berlin wirkt, mit einer gemischten Schulklasse. Einige Ausstellungsexponate sollten mit allen Sinnen zugänglich gemacht werden. Dabei erlebten Kinder mit und ohne Sinneseinschränkungen die verschiedenen Perspektiven. Sie bildeten Tandems, tauschten die Rollen, in dem z. B. das sehende Kind eine Augenbinde trug und sich auf Tasten und Hören beschränkte, während das blinde Kind schilderte, wie es sich zurechtfindet. Diese Sensibilisierungen fördern das Verständnis und stärken die Wahrnehmung. Kinder, die sich nicht sprachlich äußern können, wurden im Workshop verstärkt über andere Sinneseindrücke einbezogen, z. B. mit Bällen für die Hand, mit Kostümen und Requisiten zum Verkleiden oder mit Mimik und Gestik. Rund um die Objekte ging es darum, Beziehungen zu Themen zu finden, die sich mit dem Alltag der Kinder verknüpfen ließen. Der Workshop bewirkte bei den Museumsteilnehmern, das Projekt mit einer Schulkooperation zu vertiefen.

Die Pausen zwischen den Vorträgen nutzten die Teilnehmer zu Gesprächen und besuchten die Stände unter dem Motto „Markt der Möglichkeiten“. Dort waren Modelle, Tastexemplare, Bücher und diverse Anschauungsmuster ausgestellt.

Am Nachmittag bereicherten Gäste aus Großbritannien das Programm mit Best-Practise-Beispielen:

Trizia Wells – Inklusion Manager „Eureka! – the national children’s museum”, Halifax

https://www.eureka.org.uk/whats-happening/helping-hands/

Trizia Wells stellte das vielfach ausgezeichnete Projekt Helping Hands vor und ging dabei der Frage nach, wie man einmal Erreichtes auch durch kleine Schritte nachhaltig befestigen kann. Sie berichtete eindrucksvoll, wie nach und nach im Museum ein Aktivitätenclub für Kinder mit verschiedenen Behinderungen aufgebaut wurde. Sogar für autistische Kinder wurden Angebote entwickelt, die außerhalb der Öffnungszeiten nutzbar sind. Eltern mit autistischen Kindern fühlen sich in der Öffentlich oft unwohl und deshalb  besonders ausgegrenzt und isoliert. Für sie wurde ein Museumsbesuch als Familie so erst möglich.

Folgende Punkte wurden für den Erfolg des Museumsprojekts herausgestellt:

  • Für die Querschnittsaufgaben einen verantwortlichen Inklusionsmanager benennen
  • Alle Museumsbereiche überprüfen und einbeziehen. Bei der Umsetzung Experten mit Behinderungen einbeziehen
  • Alle Mitarbeiter einbeziehen – Grundsteinschulung für alle, dann differenziert schulen
  • Besucher befragen, was sie brauchen und wünschen
  • Datenbank anlegen und Dialog führen
  • Barrierefreie Website sehr wichtig. Besucher wollen vor dem Besuch des Museums wissen, was sie erwartet und wo es Hürden und Einschränkungen gibt.
  • Beispiele im Museum sind Wegweisung in Gebärdensprache, Café für gehörlose und blinde Besucher, Hörschutz für autistische Kinder usw.

Das inklusive Museum wurde ein großer Erfolg. Die 140 Aktionen bewirkten eine Steigerung der Besucherzahlen um 75%. Ein wichtiger Erfolgsfaktor sind die Schulungen der Mitarbeiter, die eine hohe Motivation und ein verstärktes Engagement bewirken. Es konnten viele neue Mitarbeiter eingestellt werden, die von Praktikanten oder ehrenamtlichen Kräften unterstützt werden. Die gesamte Unternehmenskultur hat sich positiv verändert. Jetzt geht es darum, das Erreichte weiter zu entwickeln und nicht stehen zu bleiben.

Tony Heaton Chief Executive Shape Arts und Bildhauer, London

https://www.shapearts.org.uk/, www.tonyheaton.co.uk

Tony Heaton stellte die provokante Frage, warum das Museum für viele Menschen mit Behinderungen so uninteressant ist. Er präsentierte die langjährige Entwicklungsarbeit von Shape Arts und das neue Thema der Hidden Histories. Der Titel seines Vortrags lautete „Vom Abscheu zur Inklusion zur Diversity?“ Er zeigte an Beispielen aus der Kunst, wie früher Menschen mit Behinderungen als Opfer dargestellt wurden. Er plädierte dafür, mehr Künstler mit Behinderungen ins Museum zu holen, deren Geschichte zu erzählen und damit eine öffentliche Debatte anzustoßen. Ein Museum sollte seiner Meinung nach schon aus geschäftlichem Interesse inklusiv sein. Das bedarf allerdings eines Paradigmenwechsels. Menschen mit Behinderungen werden immer noch aus der medizinischen Perspektive betrachtet und auf ihre Defizite reduziert. Das Problem ist aber, dass sie behindert werden und so von einer gleichberechtigten Teilhabe ausgeschlossen sind. Als Rollstuhlfahrer kann er das aus eigenen Erfahrungen sehr gut beurteilen.

Jane Samuels Access & equality manager, „Natural History Museum“, zuvor “British Museum”

http://www.britishmuseum.org/learning/access.aspx

Jane Samuels hob in ihrem Vortrag hervor, warum sensorische Zugänge ein Gewinn für ein zeitgemäßes Museum sind. Sie unterstrich, für die Entwicklung eines modernen und effektiven Geschäftsmodells des Museums im 21. Jahrhundert ist Inklusion unerlässlich. Ihre langjährigen Erfahrungen als Gleichstellungsbeauftragte im British Museum will sie nun auch im Natural History Museum einbringen. Für die Zugänglichkeit (Accessibility) erläuterte sie vier Faktoren, die die Sinne der Besucher verstärkt ansprechen sollen:

  • sensorisch
  • physisch
  • intellektuell
  • emotional

Alle Menschen freuen sich über mehr Sinneserlebnisse. Im Museum gibt es dazu multimediale Stationen mit verschiedenen Möglichkeiten für Besucher mit und ohne Behinderungen. Gegenstände können über den Tastsinn erschlossen werden, indem Modelle oder Exponate im Original angefasst werden können. Zusätzlich werden Folien oder Texte in Braillezeile ausgeben. Für blinde Besucher gibt es Ausgaben in Audiodeskription oder Videos mit Untertitel für gehörlose Besucher. Untertitel sind auch für Menschen mit Lernschwierigkeiten und für Besucher mit einer anderen Muttersprache hilfreich. Das emotionale Erlebnis hängt auch sehr von einem hilfsbereiten Servicepersonal ab, das die Besucher herzlich betreut. Deshalb ist die Einbeziehung und Schulung aller Mitarbeiter unerlässlich. Vorhandene Technik muss von ihnen beherrscht werden, damit die Besucher mit Einschränkungen eingewiesen werden können.

Jane Samuels ging noch auf das Generationenthema der undiagnostizierten Behinderungen ein. Demenz und seelische Krankheiten nehmen drastisch zu, so dass nicht nur die sensorischen Zugänge wichtig sind, sondern auch die Informationsvermittlung in leichter Sprache. Abschließend erläuterte sie die strategische Herangehensweise auf dem Weg zum inklusiven Museum. Eine Leitlinie sollte nicht nur vom Management entwickelt werden, sondern alle Bereiche des Museums einbeziehen und von allen Mitarbeitern mitgetragen werden. Darüber hinaus sind Netzwerke und externe Partner sehr wichtig.

Dienstag 14.6.

Der zweite Tag begann mit einem Überraschungsgast, der aus Australien live zugeschaltet wurde: Emma Bennison berichtete über ihre Arbeit im australischen Spitzenverband für Menschen mit Behinderungen. Sie schilderte ein aktuelles Projekt, das auf Initiative von Google starten soll. Die Idee ist eine Künstlerresidenz, die Künstlern mit Behinderungen eine Plattform schaffen soll, denn Kunst kann Grenzen verschieben und Wandlungen in der Gesellschaft bewirken. Transformationsprozesse brauchen Zeit. Emma Bennisons Vision ist, die Arbeitslosenrate zu senken. Es sollte normal sein, dass Künstler mit Behinderungen in den Medien präsent sind und mit Rollen in Film und Fernsehen besetzt werden. Sie sind schließlich auch Teil der Gesellschaft.

Interaktive Workshops in Gruppen

Es folgte dann ein spielerisches Training in Arbeitsgruppen, das unter dem Motto „Verbündete und Stolpersteine – Strategien für den inklusiven Wandel im Museum“ stand.

Die Teilnehmer wählten eines der fünf Themen aus und bildeten gemischte Gruppen, die sich aus Experten und Nutzern zusammensetzten, aus Teilnehmern mit und ohne Behinderung. Jede Gruppe bekam eine Station mit Pinwand und Arbeitsmaterialien.

Als Hilfestellung gab es Vorgaben in Form von Bildern, die als Richtschnur dienten:

  • Pfeil: Ziele setzen
  • Schatzkiste: Analyse, wo stehen wir?
  • Sechseck: Handlungsraum ergründen, was kann ich tun, was ist kurzeitig möglich?
  • Boxhandschuh: Motivation holen, wer oder was stärkt mich im Veränderungsprozess
  • Wolke: Risiken – wie gehe ich vor und wie erkenne Stolpersteine?

Zunächst aber sollte jede Gruppe eine kleine Interaktion in Form einer Pantomime einstudieren. Das lockerte auf und brachte auch viele Lacher. Danach ging es motiviert an die Arbeit. Das Thema unserer Gruppe war Kommunikation. Unser Ziel: das inklusive Museum. In einer lebhaften Diskussion erarbeiteten wir uns anhand der Gliederung Schwerpunkte und visualisierten die Ergebnisse fantasievoll an unserer Pinwand. Nach einstündiger Gruppenarbeit folgte die Präsentation im großen Rahmen. Jede Gruppe erläuterte ihr Schaubild und präsentierte ihre Ideen und Vorschläge.

 

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Arbeitsergebnis

Podiumsdiskussion

Den Abschluss des zweitägigen Workshops bildete eine Podiumsdiskussion, die von der Bloggerin Nina Binias moderiert wurde. Im Mittelpunkt stand das Thema Menschen mit Behinderungen und ihre beruflichen Perspektiven. Per Videokonferenz wurde Ursula Wallbrecher, Generaldirektorin Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, vom Landesmuseum Mainz, dazugeschaltet, die sich an der Diskussion beteiligte. Sie schilderte ihren beruflichen Weg und wie es ihr als Behinderte gelang, in eine verantwortliche Position aufzusteigen, in der sie nun schon seit vielen Jahren erfolgreich wirkt. Der glückliche Umstand war, so Frau Wallbrecher, dass das Landesmuseum sehr aufwändig renoviert werden sollte und sie gemeinsam mit anderen Mitstreitern das Thema Barrierefreiheit umsetzen konnte. So konnte sie ihren zeitlich befristeten Arbeitsvertrag in eine Festanstellung umwandeln. Auch sie erlebt immer wieder, dass Menschen mit Behinderungen weniger zugetraut wird und ihre Kompetenzen unterschätzt werden.

Das Resümee der Akteure kurz zusammengefasst:

  • Theorie ist meist vorhanden, Ideen umsetzen ist schwieriger
  • Mut haben, etwas auszuprobieren
  • Workshops sind eine gute Gelegenheit und beflügeln Projektideen
  • Einfach beginnen, zunächst die Dauerausstellung verbessern, was aber sehr schwierig ist
  • Besser, eine Sonderausstellung barrierefrei konzipieren und umsetzen
  • Immer Experten mit Behinderungen und ggf. andere externe Experten einbinden
  • Unterstützung der Museumsleitung wichtig ebenso wie die Einbeziehung aller Bereiche eines Museums
  • Sensibilisierungen und Schulungen der Mitarbeiter sind wichtig für persönlichen Service
  • Das inklusive Museum braucht einen Verantwortlichen für diese wichtige Querschnittsaufgabe
  • Leitbild entwickeln, das alle Mitarbeiter mittragen und mit Leben erfüllen wollen
  • Inklusion zu praktizieren ist nicht so schwer, wenn Barrieren in den Köpfen fallen
  • Netzwerke bilden, voneinander lernen und sich gegenseitig motivieren

Die Veranstaltung war perfekt organisiert. Mein Dank gilt Frau Baumann und Frau Wiens für ihr großes Engagement.

Auf der Website http://www.neue-perspektiven-gewinnen.de bekommt man weitere Informationen zur Abschlussveranstaltung und zum Projekt